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 Fazit - Kultur vom Tage | 5.5.2002

 
''Aquaria - Über die außergewöhnliche Beziehung von Wasser und Mensch''
Eine Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz
Von Andreas Höll
Die städtischen Kunstsammlungen in Chemnitz
Die städtischen Kunstsammlungen in Chemnitz
Brandung und Gischt, Wellen und Wogen - mit einer suggestiven Videoinstallation beginnt die Schau in Chemnitz. Die isländische Künstlerin Steina Vasulka beschwört die Ur-Kraft des Wassers - und das im schönsten Breitwandformat. Auf mehreren Monitoren sieht man das tosende Meer - es ist ein Element, aus dem alles Leben kommt - und das alles verschlingt.

Das Wasser als ungebändigte Macht der Natur - mit diesen wuchtigen Bildern verweist die Künstlerin auf die große Welt, die uns umgibt. Und dass diese Welt dem Menschen sehr gefährlich werden kann, das zeigt ein surreales Videostilleben von Dorothy Cross. Zunächst erinnert es einen an die hintersinnigen Rätselbilder eines René Magritte , wo das Fremde in die bürgerliche Idylle einbricht. Und so sieht man eine altmodische englische Teetasse, doch im Innern des Gefäßes tobt ein Kampf auf Leben und Tod.

Storm in a tea cup - Der lebensgefährliche Sturm im Wasserglas - mit Witz und Ironie hinterfragt die Künstlerin die achtlos dahingesagten Sprichwörter. ( - und sie füllt die blutleeren Metaphern wieder mit Leben.) Doch nicht nur alltägliche Redensarten liefern den Stoff für die Künstler, sondern auch die Märchen und Mythen, die sich um das Wasser ranken - wie z.B. der uralte Traum, die Erdenschwere für immer hinter sich zu lassen.

Der regressive Wunsch, ein Fisch im Wasser zu sein - die Sehnsucht, der Mühsal der Welt zu entfliehen - mit diesem Stoff spielt die amerikanische Künstlerin Joan Jonas. Sie hat eine Video-Skulptur gebaut und sie erzeugt die Illusion eines Brunnenschachts. Und tief unten im Brunnen, da räkelt sich eine laszive Nixe.

Das Wasser als Medium der geistigen Reinigung, das Wasser als Sinnbild des Unbewussten - diese Dimension erkundet auch der berühmte Medienkünstler Bill Viola. Er hat mehrere Tonnen mit Wasser gefüllt und dann in jeder Wassertonne einen Videomonitor versenkt. Schaut man nun in ein solches Fass, dann sieht man das Bild eines Schläfers.

Der Schlaf und der Strom des Unbewussten, das Wasser als sanftes Element und als psychologische Projektionsfläche - Bill Viola umkreist die stille Außenseite der Traumwelten. Ganz anders die amerikanische Künstlerin Janet Biggs. In ihrem Video zeigt sie das Wasser als feindliches Element, das man bezwingen muss - und das gilt für Mensch und Tier. Die Arbeit heißt "Wassertraining" und man sieht einerseits, wie sich blutjunge Synchronschwimmerinnen schinden müssen. Zum andern aber sieht man die Qualen der Dressur.

Die außergewöhnliche Beziehung von Wasser und Mensch. Mit hochkarätigen Arbeiten umkreist die Chemnitzer Schau ein uferloses Thema. Und so geht es auch um Körperflüssigkeiten und religiöse Wasserrituale, um Wellness-Kult und Hygiene-Terror, um Erotik und feministische Rollenspiele. Jeder einzelne Aspekt wäre eine eigene Ausstellung wert gewesen, und so droht bisweilen die Gefahr, dass das Thema sprichwörtlich verwässert wird.

Dennoch kann der Besucher lustvoll eintauchen in die Bilderfluten und spannende Entdeckungen machen. Und ganz sinnlich kann er hier eine zentrale Erkenntnis der griechischen Philosophie erfahren. Denn wie hatte Heraklit einst so schön formuliert?
"Panta rei - Alles fließt."

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